Hilft uns die Nutri-Score Ampel beim Erkennen ungesunder Lebensmittel?

Der Nutri-Score ist eine neue Form der Nährwerttabelle und soll es Verbrauchern vereinfachen, den Gesundheitswert eines Lebensmittels – vorrangig Fertigprodukten – zu erkennen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner unterstützt dieses Projekt nur bedingt und wurde kürzlich von Foodwatch verklagt. Ökotest informiert:

Nutri-Score: Foodwatch verklagt Klöckner

Einige Lebensmittelkonzerne wollen manche ihrer Produkte künftig mit dem sogenannten Nutri-Score kennzeichnen. Er soll Auskunft darüber geben, wie gesund ein Lebensmittel ist. Profitieren Verbraucher davon?

Wie schon im letzten Jahr berichtet, wollen vier Lebensmittelkonzerne ihre Produkte zukünftig mit einer neuen Angabe kennzeichnen. Aus dieser soll in vereinfachter Form hervorgehen, wie gesund ein Lebensmittel ist – es ist der sogenannte Nutri-Score. Verbraucherschützer wie ÖKO-TEST fordern eine solche Lebensmittelkennzeichnung schon seit Langem.

[30. Juli 2019] Foodwatch verklagt Klöckner

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat Klage gegen Bundesernährungsministerin Klöckner eingereicht. Foodwatch beschuldigt Klöckner, eine Studie zurückzuhalten, die der Nutri-Score-Ampel ein gutes Zeugnis ausstellt.

Die Ministerin habe laut Foodwatch bislang nur eine „offenbar überarbeitete“ Fassung der Studie veröffentlicht, die den Nutri-Score eher zurückhaltend bewertet. Foodwatch beruft sich dazu auf interne E-Mails aus dem Ministerium und fordert die Herausgabe der Originalstudie.

Rechtliche Grundlage sei das Informationsfreiheitsgesetz, nach dem jeder Bürger einen Rechtsanspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen von Bundesbehörden hat.

[22. Juli 2019] Klöckner lässt über Nutri-Score abstimmen

Julia Klöckner hatte lange versucht, den Nutri-Score zu verhindern. Eine positive Bewertung des einfachen Ampelsystems ließ die Bundesernährungsministerin nach Medienberichten zurückhalten. Foodwatch kritisierte dieses Vorgehen mehrmals scharf.

Nun sollen Verbraucher darüber entscheiden dürfen, welches Kennzeichnungssystem in Zukunft in Deutschland zum Einsatz kommt – auch der Nutri-Score steht zur Wahl. Das Bundesernährungsministerium hat vor Kurzem eine Befragung begonnen, um über das geplante Logo zu entscheiden. Von 1.600 Teilnehmer war die Rede.

Zur Wahl stehen diese vier Modelle:

  • Das Keyhole-Modell aus Skandinavien: Es signalisiert mit einem weißen Schlüsselloch auf grünem Grund eine positive Nährwertbewertung.
  • Das bundeseigene Max-Rubner-Forschungsinstitut hat ein Logo entwickelt, das Salz, Zucker und Fett pro 100 Gramm in separaten Waben anzeigt, die bei niedrigem Gehalt blaugrün gefärbt sind. Daneben zeigt eine große Wabe eine Gesamtbewertung.
  • Der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft hat ein Label vorgeschlagen, das fünf Kreise zeigt, in denen Kalorien sowie der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz pro 100 Gramm stehen. Dabei soll pro Kreis angezeigt werden, viel Prozent der täglich empfohlenen Zufuhr mit 100 Gramm des jeweiligen Produkts abgedeckt werden. Eine farblich abgesetzte „Warnung“ bei zu hohen Werten ist dabei nicht geplant.
  • Der Nutri-Score: Mehr Informationen dazu weiter unten.

Verbraucherschützer knüpfen Hoffnungen an die Befragung und dringen auf eine definitive Entscheidung im Herbst. Die Bundesernährungsminis­te­rin hatte erklärt, das Ergebnis der Befragung werde für sie „maßgeblich“ sein. Sie werde dann einen Verordnungsent­wurf vorlegen, der das favorisierte Nährwertkennzeichen empfiehlt.

Egal, wofür sich die Befragten entscheiden, ein großer Nachteil bleibt: Die Lebensmittelampel wird vorerst nicht verpflichtend. Das wäre nur auf EU-Ebene machbar.

Der Großteil der Lebensmittelwirtschaft in Deutschland lehnt Nährwertkennzeichnungen bislang ab. Philipp Hengstenberg vom Lebensmittelverband Deutschland erklärte vor Kurzem sogar, lesen Sie hier weiter

Kommentar schreiben