Einst galten Bio-Produkte und ökologisches Handeln als Ausdruck eines neuen, bewussteren Konsumstils. Doch inzwischen zeigt sich: Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten steht unter Druck – und zwar spürbar. Wie eine aktuelle Analyse des Marktforschungsunternehmens NIQ zeigt, schwindet das Interesse vieler Verbraucherinnen und Verbraucher an Bio, Öko und Klimaschutz.
Was lange als moralischer Imperativ galt, wird zunehmend zur Kostenfrage. Die Bereitschaft, für Bio-Lebensmittel oder nachhaltig produzierte Waren mehr zu bezahlen, nimmt deutlich ab. Viele Menschen greifen inzwischen wieder häufiger zu konventionellen Produkten – nicht aus Überzeugung, sondern aus finanziellen Gründen. Laut NIQ spielen Inflation, hohe Energiepreise und Unsicherheit über die eigene wirtschaftliche Zukunft dabei eine zentrale Rolle.
Zugleich beobachten Forscher einen Wertewandel: Schuldgefühle beim Griff zu Plastikverpackungen oder nicht-zertifizierten Produkten gehen zurück. Der Alltag vieler Verbraucher ist von pragmatischen Abwägungen geprägt – Umweltbewusstsein verliert an Priorität, wenn das Portemonnaie schmerzt.
Der Bio-Boom der letzten Jahre ist damit ins Stocken geraten. Vor allem Hersteller und Händler, die sich stark auf Nachhaltigkeit und ökologische Werte positioniert haben, bekommen das zu spüren. Bio-Marken kämpfen um ihre einst treuen Zielgruppen, der Absatz sinkt in mehreren Produktkategorien. Selbst große Handelsketten fahren inzwischen ihre Bio- und Nachhaltigkeitskampagnen vorsichtiger – der Enthusiasmus ist verhaltener geworden.
Besorgniserregend ist dabei nicht nur der kurzfristige Abschwung, sondern auch die Gefahr eines langfristigen Mentalitätswechsels: Wenn Klimaschutz zunehmend als Luxusproblem wahrgenommen wird, droht der gesellschaftliche Rückhalt für ökologische Transformation zu bröckeln.
Fazit: Die Nachhaltigkeitswelle ist nicht vorbei – aber sie gerät ins Wanken. Bio und Öko bleiben zwar wichtig, doch ihre Zukunft hängt entscheidend davon ab, wie gut sie sich mit wirtschaftlicher Realität und sozialer Teilhabe verbinden lassen. Nur wenn Nachhaltigkeit auch für den Durchschnittshaushalt machbar bleibt, kann sie ihre Strahlkraft zurückgewinnen.
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