Nährwerttabellen auf Lebensmitteln sind seit Ende 2016 Pflicht, doch für den täglichen Einkauf wäre eine vereinfachte Kennzeichnung, die die Nährstoffgehalte bewertet, hilfreich. Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, hat nun ein weiteres Nährwertkennzeichnungssystem für Lebensmittel vorgestellt, das vom Max-Rubner-Institut (MRI) entwickelt wurde: den „Wegweiser Ernährung“.
Es bildet neben den fünf Nährstoffen Energie, Zucker, Salz, Fett und gesättigten Fettsäuren ein großes Sechseck ab, das eine zusammenfassende Bewertung in Form von Sternen vornimmt. In diese Bewertung fließen der Energiegehalt, der Gehalt an ausgewählten Nährstoffen sowie der Anteil ausgewählter Lebensmittelgruppen (z. B. Gemüse, Nüsse) am Gesamtprodukt ein.
Mehrere Modelle zur Nährwertkennzeichnung in der Diskussion
Seit mehreren Jahren stehen vereinfachte Modelle zur Nährwertkennzeichnung in der Diskussion, um Verbrauchern den Griff zu gesünderen Lebensmittelvarianten zu erleichtern. Nicht nur die Verbraucherzentralen, auch Forscher haben sich bereits für ein farbliches Kennzeichnungssystem ausgesprochen, das den Gehalt an Fett, Zucker oder Salz in Lebensmitteln anhand von Farben bewertet. Zuletzt hat vor allem der Nutri-Score, den Frankreich 2017 eingeführt hat, Aufmerksamkeit erzielt: Mehrere Hersteller haben damit begonnen, ihre Lebensmittel für den deutschen Markt mit der fünfstufigen, farblichen Nährwertkennzeichnung zu bedrucken. Die von Wissenschaftlern entwickelte Farbskala fasst verschiedene Nährwerte und Eigenschaften eines Lebensmittels zusammen und weist einen Wert von grün (A=gut) bis rot (E=weniger gut) aus.
Das nun vorgestellte Modell des Max-Rubner-Instituts nimmt ebenfalls eine abschließende Bewertung vor, arbeitet aber nicht mit den Ampelfarben. Stattdessen werden Sterne vergeben: von null Sternen (weniger günstige Bewertung) bis zu fünf Sternen (günstige Bewertung). Die Verbraucherzentralen sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) üben allerdings Kritik an dem System: Das jetzt vorgestellte Modell des MRI sei sehr komplex und biete keine farbliche Orientierung, so Klaus Müller, Vorstand des vzbv in einem aktuellen Statement.
Verbraucher sollen entscheiden
Nach EU-Recht können Hersteller vereinfachte Nährwertkennzeichnungen derzeit nur freiwillig und zusätzlich zur verpflichtenden Nährwerttabelle aufdrucken. Sie müssen dabei die Vorgaben der Lebensmittelinformationsverordnung beachten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) plant, ein einheitliches System einzuführen, das eine möglichst breite Akzeptanz bei Herstellern, Händlern und Verbrauchern findet. Im Sommer soll eine Verbraucherbefragung zeigen, welches Kennzeichnungsmodell Verbraucher bevorzugen. Die Verbraucherzentralen sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband befürworten diese Befragung, denn Verbraucher sollten entscheiden, welches Modell für sie am verständlichsten ist. Gleichzeitig machen sie sich für eine vereinfachte Nährwertkennzeichnung auf EU-Ebene stark und zwar als Pflichtangabe auf verpackten Lebensmitteln. Denn nur wenn alle Produkte ein vereinfachtes Kennzeichnungsmodell tragen, lassen sich die Lebensmittel vergleichen.
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