Kaum mehr jemand legt heute noch eine gute, alte CD in den CD-Spieler. Heutzutage hören die meisten Menschen Musik über Streaming-Dienste wie Spotify und Soundcloud. Und auch DVDs gehören längst zur Sorte „vom Aussterben bedroht“. Dass aber Streamen nicht nur Vorteile hat, sondern sogar schädlich für unsere Klima-Bilanz sein kann, das haben nun Forscher herausgefunden. Ökotest informiert:

Heutzutage werden kaum noch CDs gekauft – dafür hat fast jeder eine Streaming-App auf seinem Handy oder hört Musik über YouTube. Da liegt die Vermutung nahe, dass das für die Öko-Bilanz von Vorteil ist: Beim Streaming gibt es schließlich keine langen Transportwege, und es fällt auch kein Müll an.

Forscher der Universitäten in Glasgow und Oslo haben in ihrer Studie „The Cost of Music“ den amerikanischen Musikmarkt untersucht. Das Ergebnis: Streaming schadet dem Klima trotz allem immens.

Die schottischen und norwegischen Wissenschaftler haben den ökologischen Fußabdruck von Streamingdiensten analysiert und die CO2-Emissionen mit denen von Schallplatten, Kassetten und CDs verglichen. „Ich bin ein bisschen überrascht. Die versteckten Umweltkosten für den Musikkonsum sind enorm“, sagt Kyle Devine, Mit-Autor der Studie.

Alarmierende Öko-Bilanz

Die erste Erkenntnis der Wissenschaftler überrascht nicht: Die Musikindustrie produziert mittlerweile weniger Plastikmüll. Wurden für die CD-Herstellung in den USA im Jahr 2000 noch 61.000 Tonnen Plastik benötigt, waren es 16 Jahre später gerade mal noch 8.000 Tonnen.

Dafür fällt die Menge der benötigten Energie ins Gewicht. Die Bereitstellung der Daten, das Streaming und die Nutzung sowie das Laden der Endgeräte brauchen enorm viel Energie. Die Studie zeigt einen Anstieg der Treibhausgas-Emissionen von 140 Millionen Kilogramm (1977) auf 200 bis 350 Millionen Kilogramm (2016) – und zwar allein in den USA.

Bei den Anbietern gibt es durchaus Unterschiede. Greenpeace hat 2017 in der Studie „Clicking Clean“ untersucht, wie viel grüne Energie in ihren Dienstleistungen steckt. In der Sparte Musikportale führt iTunes (Note A) vor Spotify (Note D) und Soundcloud (Note F).

YouTube ist besonders problematisch

Ein großer Teil der Online-Musik wird über YouTube gehört. Das Problem hier: Die meisten Nutzer konsumieren die Songs mit Videobild. Die Option, nur Audio ohne Video zu wählen, haben bislang ausschließlich YouTube-Nutzer, die für ihren Zugang bezahlen.

Forscher der Universität Bristol schätzen, dass im Jahr 2016 für die Bereitstellung und Nutzung von YouTube-Videos weltweit zehn Millionen Tonnen CO2-Äquivalente benötigt wurden. Das muss nicht sein, kritisieren die britischen Wissenschaftler.

Wie lässt sich der ökologische Fußabdruck minimieren?

Was die großen Streaming-Dienste betrifft, könnte intelligentes Webdesign helfen, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, davon sind die Forscher überzeugt. Ziel sollte sein, in naher Zukunft alle Rechnerzentren ausschließlich mit Ökostrom zu betreiben.

Für jeden von uns gilt es, sich die Öko-Bilanz unseres Datenkonsums immer wieder vor Augen zu führen und den eigenen Verbrauch kritisch zu hinterfragen. Jeder gestreamte Song benötigt Energie – und trägt damit zur Umweltverschmutzung bei.

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