Die für Fischerei zuständigen EU-Ministerinnen und Minister haben sich auf die Fangmengen für das Jahr 2025 geeinigt. Die Entscheidung betrifft insbesondere die Nordsee und den Nordostatlantik. Während einige Schutzmaßnahmen wie das Verbot der gezielten Dorschfischerei im Kattegat und eine reduzierte Beifangquote positiv bewertet werden, kritisiert Greenpeace die Maßnahmen als unzureichend. Die Entscheidungen werfen nicht nur Fragen zu den ökologischen Auswirkungen auf, sondern betreffen auch die Bio- und Ökobranche, die auf nachhaltige Fischereipraktiken angewiesen ist.
Die wichtigsten Beschlüsse
- Verbot der gezielten Dorschfischerei im Kattegat: Das Verbot bleibt bestehen, um die stark gefährdeten Dorschbestände zu schützen.
- Reduzierung der Beifangquote um 17 Prozent: Diese Maßnahme soll unerwünschte Fänge minimieren und die Bestände geschützter Arten erhalten.
- Sechsmonatige Schonzeit für den Europäischen Aal: Der Aal bleibt weiterhin unter besonderen Schutzmaßnahmen, um die gefährdeten Bestände zu stabilisieren.
Diese Regelungen sind Teil des jährlichen Verhandlungsprozesses, bei dem EU-Mitgliedstaaten gemeinsam Fangquoten und Schutzmaßnahmen beschließen.
Kritik von Umweltschutzorganisationen
Greenpeace und andere Umweltorganisationen kritisieren die Beschlüsse als unzureichend. Nach Angaben von Greenpeace werde die Überfischung in der Nordsee „nahezu ungebremst“ fortgesetzt. Insbesondere bei Fischarten, die keine direkten Fangverbote haben, sehen sie eine mangelnde Rücksichtnahme auf die ökologischen Grenzen der Meere. Ein Beispiel ist die Dorschpopulation in anderen Gebieten, die trotz bestehender Fangverbote weiterhin durch Beifang gefährdet bleibt.
„Die Reduzierung der Beifangquote um 17 Prozent ist ein Tropfen auf den heißen Stein,“ so ein Sprecher von Greenpeace. Die Organisation fordert eine strengere Regulierung, um die Überfischung wirksam zu bekämpfen und marine Ökosysteme zu schützen.
Auswirkungen auf die Bio- und Ökobranche
Die Bio- und Ökobranche steht vor besonderen Herausforderungen, da sie auf nachhaltige Praktiken und umweltfreundliche Lieferketten angewiesen ist. Die festgelegten Fangmengen und Schutzmaßnahmen beeinflussen die Verfügbarkeit von Fisch, der den strengen Kriterien für Bio-Produkte entspricht.
1. Nachhaltige Fischereiprodukte
- Bio-Zertifizierte Fischprodukte sind stark auf den Erhalt der Fischbestände angewiesen. Begrenzte Fangmengen und eine schlechter werdende ökologischen Situation könnten zu Engpässen und höheren Preisen führen.
- Fischarten wie Dorsch oder Aal, die durch Fangverbote und Schonzeiten geschützt werden, sind für Bio-Fischer kaum verfügbar. Dies könnte zu einer stärkeren Nachfrage nach Alternativen führen, die ebenfalls nachhaltig gefangen werden müssen.
2. Verbrauchervertrauen
- Kunden von Bio- und Ökoprodukten legen großen Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit. Die Kritik von Umweltorganisationen wie Greenpeace könnte das Vertrauen der Verbraucher in die Fischereiindustrie insgesamt beeinträchtigen, selbst wenn Bio-Fischer nachhaltige Praktiken anwenden.
3. Druck auf nachhaltige Fischereimethoden
- Die Regelungen der EU könnten dazu führen, dass Bio-Fischereibetriebe stärkeren Wettbewerb erfahren, da sie häufig unter strengeren Auflagen operieren. Gleichzeitig müssen sie ihre Nachhaltigkeitsstandards beibehalten, um zertifiziert zu bleiben, was zusätzliche Kosten verursacht.
Langfristige Perspektiven
Um die Bio- und Ökobranche langfristig zu stärken, sind umfassendere Maßnahmen erforderlich:
- Striktere Fangquoten und wissenschaftsbasierte Entscheidungen: Eine stärkere Orientierung an den Empfehlungen von Wissenschaftlern könnte die marinen Ökosysteme besser schützen.
- Förderung von Aquakultur und alternativen Fischereimethoden: Die ökologische Aquakultur bietet eine Möglichkeit, den Bedarf an nachhaltig gefangenem Fisch zu decken.
- Stärkere Unterstützung für Bio-Fischereibetriebe: Politische Maßnahmen wie Subventionen für nachhaltige Fischereimethoden könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Bio-Branche erhöhen.
Fazit
Die neuen Fischfangquoten für 2025 zeigen, dass ein Kompromiss zwischen ökologischen und wirtschaftlichen Interessen weiterhin schwer zu erreichen ist. Während einige Fortschritte erkennbar sind, bleibt die Kritik der Umweltschutzorganisationen berechtigt. Für die Bio- und Ökobranche ist die Situation herausfordernd, da sie auf intakte Ökosysteme angewiesen ist, um ihre hohen Standards einzuhalten. Ohne weitergehende Maßnahmen droht ein schleichender Verlust der marinen Biodiversität, der nicht nur die Fischerei, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher in nachhaltige Produkte gefährdet.
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