In den vergangenen Jahren sind viele neue Initiativen entstanden, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. So wächst langsam ein stabiles Netz an Bürgern, die sich in ihrem speziellen Interessensgebiet für Klima- und Ressourcenschutz engagieren. Andere können diese Initiativen nutzen und nach und nach ihren gesamten Alltag nachhaltiger gestalten. Die Verbraucherzentrale NRW gibt einen wissenswerten Überblick über die bekanntesten Initiativen.

Überblick

Nachhaltige Ernährung

Gemeinschaftsgärten (Urban Gardening)

Bei einem Gemeinschafts- oder Mitmach-Garten tun sich Menschen unterschiedlichen Alters und vielfältiger Herkunft zusammen, um gemeinsam Flächen fürs Gärtnern zu nutzen. Das Säen, Pflanzen, Pflegen und Ernten lässt nicht nur Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen wachsen, sondern auch Gemeinsinn und gute Nachbarschaft. So entwickeln sich nachhaltige grüne Oasen in der Stadt, die in der Regel öffentlich zugänglich sind. Viele Gruppen wollen durch den Eigenanbau und die Verwertung der selbst erzeugten Lebensmittel auch die Wertschätzung für unser Essen fördern, gärtnerisches Wissen vermitteln und alte Obst- und Gemüsesorten erhalten.
→ Beispiel: Der Gemeinschaftsgarten „düsselgrün“ in Düsseldorf

Lebensmittelretter (Foodsharing, Lebensmittel verschenken)

Tonnenweise noch genießbarer Lebensmittel landen in Deutschland jeden Tag im Müll. Warum nicht teilen oder verschenken, was überproduziert wurde oder nicht mehr gewollt ist? Seit 2012 engagieren sich immer mehr Gruppen dafür – die meisten unter dem Dach des gemeinnützigen Vereins foodsharing. Über eine Internetplattform können Lebensmittel von privat an privat abgegeben werden – auch außerhalb von Familie und Freundeskreis. Ehrenamtliche Helfer sammeln zudem Produkte von Betrieben ein, zum Beispiel Supermärkten oder Bäckereien, und geben diese über sogenannte Fairteiler kostenlos weiter.

Solidarische Landwirtschaft

Bei einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) schließt sich ein Kreis von Verbrauchern mit einem landwirtschaftlichen Betrieb zusammen, finanziert nach einem gemeinsam festgelegten Wirtschaftsplan (Erntevereinbarung) die Jahreskosten der Lebensmittelproduktion und erhält dafür die erzeugten Produkte. Verbraucher wissen so ganz genau, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie sie produziert wurden. Oftmals packen sie auch selbst auf dem Acker mit an. Für den Erzeuger bietet die SoLaWi wirtschaftliche Sicherheit und Planbarkeit der Arbeit. Solidarische Landwirtschaften sind häufig in Form eines Vereines, einer Genossenschaft oder als EVG (Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft) organisiert.
→ Beispiel: Die Solidarische Landwirtschaft Schwalmtal-Eicken

Lebensmittel-Einkaufsgemeinschaften (Food-Coops)

Bei einer Food-Coop (Lebensmittelkooperative) handelt es sich um eine Einkaufsgemeinschaft von Privatpersonen oder Haushalten. Gemeinsam ordern diese bei mehreren Landwirten und Produzenten ihre Lebensmittel. Die Preise werden direkt mit den Erzeugern vereinbart, Kosten für den  Zwischenhandel entfallen. Die Mitglieder der Food-Coop engagieren sich ehrenamtlich beispielsweise bei der Bestellung, Abholung und Verteilung der Lebensmittel. Sie möchten gesunde, regionale Lebensmittel erhalten und eine ökologische und soziale Landwirtschaft fördern. Kleine Gemeinschaften kommen ohne feste Organisationsstruktur aus, größere formieren sich zu Vereinen oder Genossenschaften.

Teilen, Tauschen, Schenken

Schenk-Initiativen (Umsonstladen, Givebox, öffentlicher Bücherschrank)

Abgeben, was man selbst nicht mehr braucht. Aussortierte Dinge weiter benutzen statt immer Neues zu kaufen. Das ist der Grundgedanke bei Schenk-Initiativen. Ob eine Telefonzelle zum öffentlichen Bücherschrank wird, ein begehbarer Schrank zur „Givebox“ oder gleich ein ganzer Laden mit gespendeten Dingen entsteht – stets geht es um bedingungsloses Geben und Nehmen. Und um Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Die ehrenamtlichen Initiativen kümmern sich um die Organisation, halten zum Beispiel die „Verschenk-Orte“ in Ordnung und pflegen Kontakte über die sozialen Medien.
→ Beispiel: So funktioniert der Tauschschrank in Herne

Produkte leihen und verleihen (Leih-Laden, Verleihzirkel)

Die meisten Bohrmaschinen sind in ihrem gesamten Produktleben nur wenige Minuten lang im Einsatz. Und auch viele andere Dinge stehen oder liegen hauptsächlich herum und nehmen Platz weg. Dafür kann sie vielleicht ein anderer gerade gut gebrauchen. Ziel von Leih-Läden oder -Initiativen ist es, private Leihgeber und -nehmer zusammenzubringen und damit dazu beizutragen, dass Gegenstände intensiver genutzt werden. Die Leihgaben zirkulieren kostenfrei oder gegen einen Mitgliedsbeitrag bei verschiedenen Nutzern, die zum Beispiel über eine Online-Plattform zueinanderfinden. Leihläden wiederum funktionieren wie eine „Bibliothek der Dinge“.
→ Beispiel: Im Leihladen Bochum wird ausgeborgt anstatt gekauft.

Tausch-Initiativen (Tauschring)

Tauschringe sind Netzwerke der organisierten Nachbarschaftshilfe, des Gebens und Nehmens. Die Tauschaktionen werden meist über einen Internet-Auftritt koordiniert und sind auf ein definiertes Gebiet, meist eine Nachbarschaft, einen Stadtteil oder eine Stadt, begrenzt. Die Tauschaktionen werden mit Hilfe einer fiktiven Währung verrechnet. Ziel der Gruppen ist es, einen gegenseitigen Nutzen zu stiften, indem sowohl Gegenstände als auch Dienstleistungen austauscht werden. So können die Beteiligten auch unterschiedliche Fähigkeiten einbringen und beispielsweise Kuchenbacken gegen Gartenarbeit tauschen.
→  Beispiel: In Hattingen werden Dinge, Dienstleistungen und Wissen getauscht.

Reparatur und Upcycling

Reparatur- und Upcycling-Initiativen (Repair-Café, FabLab, offene Werkstatt)

In Reparatur- und Upcycling-Initiativen treffen sich Menschen, um gemeinsam kaputte Gebrauchsgegenstände vom Toaster bis zum Fahrrad zu reparieren, aussortierte Produkte aufzuwerten oder neue Produkte durch die Nutzung von Reststoffen zu erschaffen. So bleiben wertvolle Rohstoffe im Nutzungskreislauf. In Repair-Cafés stellen erfahrene Reparateure ihr Wissen gratis zur Verfügung und helfen dabei, Dingen ein „zweites Leben“ zu geben. In offenen Werkstätten oder FabLabs (fabrication laboratory – deutsch: Fabrikationslabor) werden Maschinen und Arbeitsplätze für jedermann bereitgestellt.
→  Beispiel: Das Repaircafé in Siegburg

Klimafreundliche Mobilität

Initiativen für gemeinschaftliche Fahrradnutzung (Freie Lastenräder)

Vor allem in der Stadt ist das Fahrrad ein schnelles, kostengünstiges und umweltfreundliches Fortbewegungsmittel. Doch wenn Kinder oder Einkäufe zu transportieren sind, muss der Drahtesel auch Lastenesel sein. In vielen Städten haben sich daher Lastenrad-Initiativen zusammengefunden mit dem Ziel, in ihrer Stadt oder Gemeinde Transporträder verfügbar zu machen und damit einen klimaschonenden Nahverkehr zu fördern. Diese Gruppen verfolgen keine kommerziellen Zwecke und stellen das Lastenrad unentgeltlich oder gegen eine freiwillige Spende zur Verfügung. Die Anschaffung wird häufig mithilfe von Sponsoren bewältigt, die Buchung  erfolgt online. Einen ausführlichen Artikel über Lastenradinitiativen finden Sie hier
→ Beispiel: Das freie Essener Lastenrad ELA
→ Beispiel: Das Freie Lastenrad K.A.R.L. in Aachen

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