Nach sieben Jahren rückläufiger Zahlen meldet das Statistische Bundesamt einen bemerkenswerten Trendwechsel: Die Fleischproduktion in Deutschland ist 2024 erstmals wieder gestiegen. Mit insgesamt 6,9 Millionen Tonnen Fleisch legte die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent zu. Während dieser Anstieg die Produktionszahlen zwar wiederbelebt, liegt die Menge weiterhin deutlich – um knapp 20 Prozent – unter dem Rekordhoch von 8,4 Millionen Tonnen im Jahr 2016.

Der Schweineanteil als Treiber des Wachstums

Der Hauptverantwortliche für dieses Produktionsplus ist die steigende Zahl geschlachteter Schweine. Trotz der Herausforderungen der vergangenen Jahre, darunter Afrikanische Schweinepest, strenge Exportregulierungen und sinkende Nachfrage, scheint sich die Branche zu erholen. Die zunehmende Nachfrage nach günstigen Fleischprodukten und der wieder anziehende Export, insbesondere in Länder außerhalb der EU, könnten hier eine Rolle spielen.

Bio- und Ökofleisch weiter in der Nische

Während die konventionelle Fleischproduktion wieder anzieht, bleibt der Anteil von Bio- und Ökofleisch in Deutschland weiterhin gering. Verbraucherumfragen zeigen zwar ein wachsendes Bewusstsein für nachhaltige Ernährung und Tierwohl, doch der Griff zum günstigeren konventionellen Fleisch überwiegt im Alltag. Der Preisdruck, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten, lässt viele Konsumenten trotz ethischer Bedenken zum billigeren Fleisch greifen.

Bio-Fleischproduzenten kämpfen zudem mit höheren Produktionskosten, die durch strengere Auflagen bei Haltung, Futter und Schlachtung entstehen. Diese Mehrkosten werden nur bedingt vom Markt honoriert, da der Preisunterschied für viele Verbraucher weiterhin eine Hürde darstellt.

Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand

Der Anstieg der Fleischproduktion wirft Fragen zur Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit auf. Die Fleischindustrie ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und Landnutzung. Experten warnen, dass ein langfristiges Wachstum der konventionellen Fleischproduktion den Klimazielen der Bundesregierung zuwiderlaufen könnte.

Insbesondere Schweinefleisch, das in Deutschland traditionell einen großen Anteil der Fleischproduktion ausmacht, ist umwelttechnisch problematisch. Die Tierhaltung belastet Böden und Gewässer durch Gülleüberschuss, während die Massentierhaltung ethische Fragen zur Tierwohlproblematik aufwirft.

Fazit: Wachstum, aber zu welchem Preis?

Der erneute Anstieg der Fleischproduktion in Deutschland signalisiert eine Erholung der Branche, könnte jedoch langfristige Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz verschärfen. Während Bio- und Ökofleisch nach wie vor in einer Marktnische verharren, bleibt abzuwarten, ob politische Maßnahmen oder ein weiter steigendes Umweltbewusstsein der Verbraucher diesen Trend umkehren können. Die Fleischindustrie steht damit am Scheideweg: zwischen kurzfristigem wirtschaftlichem Erfolg und der Notwendigkeit, sich nachhaltiger aufzustellen.

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