Jedes Produkt, das wir kaufen, trägt einen Rucksack: den ökologischen Rucksack. Und der ist viel schwerer als das eigentliche Produkt.

Wenn wir einkaufen, verantworten wir auch etwas, das man nicht auf den ersten Blick sieht: Jedes Produkt verbraucht Energie und Ressourcen, die auf den ersten Blick nicht zu sehen sind. Das gilt für den gesamten Lebensweg eines Produktes: von der Rohstoffgewinnung über Herstellung, Verpackung, Transport und Gebrauch bis hin zur Entsorgung. Alle diese Stationen zusammengefasst, werden auch als „Lebenszyklus eines Produktes“ bezeichnet. Zusammengenommen füllen sie den sogenannten ökologischen Rucksack. Dieser ist zwar unsichtbar, wiegt aber oft sehr viel. Er hilft uns zu verstehen, wie viel „Natur“ wir durch unser Einkaufverhalten verbrauchen und wie wir schonender damit umgehen können.

Der ökologische Rucksack ist also der in Kilogramm gemessene Materialbedarf eines Produktes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg.

Nehmen wir das Beispiel Gold: Ein Ring ist vielleicht fünf Gramm schwer. Sein ökologischer Rucksack bringt aber 2.000 Kilogramm auf die Waage. Das ist die Menge an goldhaltigem Gestein plus Energieträger wie Kohle oder Öl, die gebraucht werden, um den Ring fertig an den Finger stecken zu können. Eine Jeans, die etwas über ein Pfund wiegt, schleppt ebenfalls über 30 Kilogramm Gewicht mit sich herum – ohne die zig tausend Liter Wasser zu berücksichtigen, die die Produktion der Baumwolle benötigt.

Eine einfache Regel lautet: Je größer der ökologische Rucksack eines Produktes ist, desto umweltschädlicher ist es. Und je mehr prall gefüllte Rucksäcke wir – oft unbewusst – einkaufen, desto mehr schaden wir mit unserem Konsumverhalten, Klima und Umwelt. Nicht berücksichtigt bei dieser einfachen Formel ist die Giftigkeit von Stoffen, die der Umwelt zusätzlich zusetzen kann.

Das „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie“ hat eine Formel entwickelt, mit der man den Umweltverbrauch der von uns gekauften Produkte berechnen kann: die sogenannte MIPS-Formel.MIPS steht für „Material-Input pro Serviceeinheit“. Dabei werden zunächst alle Stoffe und die Energie, die man für die Herstellung, die Nutzung und die Entsorgung eines Produktes benötigt, zusammengezählt und schließlich durch den Nutzen geteilt. Dieser Nutzen ist von Produkt zu Produkt verschieden. Beim Auto können es die Kilometer sein, die es bis zur Verschrottung zurücklegt. Beim Kühlschrank die Stunden, die er die Lebensmittel kalt gehalten hat.

Die folgenden Materialien werden bei der Berechnung berücksichtigt:

  • nicht-nachwachsende Rohstoffe (zum Beispiel Kohle oder Mineralien)
  • nachwachsende Rohstoffe (zum Beispiel pflanzliches Material wie Holz)
  • Abbau und Bearbeitung von Boden (zum Beispiel durch Landwirtschaft)
  • Wasser
  • Luft, die verbraucht wird (zum Beispiel durch Verbrennung)

Der Rucksack wird für jede dieser Kategorien ermittelt und ausgewiesen.

Das Smartphone

Einen besonders dicken Rucksack haben Produkte, die gerade in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind: Handys und Smartphones. In diesen technischen Geräten steckt viel Natur. Das liegt in erster Linie am Kupfer, einem wichtigen Bestandteil des Handys: So bestehen zum Beispiel die Kabel und die Leiterplatte aus diesem Metall. Rund 10 Gramm Kupfer werden in einem Handy bzw. Smartphone verbaut. Um diese Menge an Kupfer herzustellen, müssen rund 3,5 Kilogramm Natur bewegt werden. Hinzu kommen weitere Bestandteile eines Handys wie andere Metalle oder Kunststoffe. Verpackung und Energieverbrauch müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Insgesamt trägt ein Handy einen 75 Kilo schweren ökologischen Rucksack mit sich herum.Bedenkt man, dass schätzungsweise über 80 Millionen Handys ungenutzt herumliegen, wird schnell klar, dass das richtige wertvolle Schätze sind. Alte Handys gehören deshalb nicht in die Schublade und schon gar nicht in die Mülltonne. Vielmehr sollten sie als Rohstoffquelle genutzt und recycelt werden. Mehr Infos dazu hier

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