Nicht nur Bioläden, sondern auch Supermärkte und Discounter erweitern kontinuierlich ihr Angebot an Bio-Lebensmitteln. Dabei sorgen zahlreiche Bio-Siegel, die ökologische Erzeugnisse kennzeichnen, oft für Verwirrung bei den Verbrauchern. Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat die Europäische Kommission ein einheitliches Bio-Logo eingeführt, das seit Juli 2010 für alle verpackten Bio-Produkte in der EU verpflichtend ist.
Das EU-Bio-Logo: Einheitliche Orientierung für Verbraucher
Das EU-Bio-Logo ist leicht erkennbar: ein stilisiertes Blatt auf grünem Hintergrund. Mit diesem Siegel können Verbraucher auf einen Blick erkennen, ob ein Produkt nach ökologischen Standards produziert wurde. Es ist für alle verpackten Bio-Lebensmittel, die innerhalb der EU hergestellt werden, Pflicht. Für Produkte aus Drittländern und unverpackte Waren ist die Nutzung freiwillig, wenn sie jedoch verwendet wird, müssen strenge Produktions- und Haltungsrichtlinien eingehalten werden.
Was bedeutet eigentlich „Öko“?
Ökologischer Landbau ist eine besonders umweltfreundliche Form der Landwirtschaft. Er verzichtet komplett auf synthetische Pflanzenschutzmittel und chemische Düngemittel, die der Umwelt schaden könnten. Stattdessen werden natürliche Methoden eingesetzt, um die Böden gesund und die Ernten frei von Schadstoffen zu halten. Auch bei der Tierhaltung stehen ökologische Prinzipien im Vordergrund: Tiere haben mehr Platz und Auslauf und bekommen Futter, das ebenfalls ökologisch erzeugt wurde. Darüber hinaus ist der Einsatz von Gentechnik strikt verboten.
Da ökologischer Landbau mehr Platz und Zeit erfordert, sind die Erträge in der Regel geringer als in der konventionellen Landwirtschaft. Das bedeutet, dass weniger Tiere gehalten und auch weniger Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier produziert werden. Dafür sind die erzeugten Lebensmittel, insbesondere Obst und Gemüse, in der Regel frei von den Rückständen chemisch-synthetischer Mittel, die oft in konventionell erzeugten Produkten zu finden sind.
Wer darf das EU-Bio-Logo verwenden?
Das EU-Bio-Logo dürfen nur Produkte tragen, die strengen ökologischen Standards entsprechen. Mindestens 95 % der Zutaten müssen aus ökologischem Landbau stammen. Zusätzlich gilt: Keine Gentechnik, keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel, artgerechte Tierhaltung und die klare Kennzeichnung der Kontrollstelle, die für das Produkt zuständig ist. Außerdem muss die Herkunft der Zutaten klar angegeben sein, etwa „EU-Landwirtschaft“ oder „Nicht-EU-Landwirtschaft“. In manchen Fällen kann auch das spezifische Herkunftsland, beispielsweise „deutsche Landwirtschaft“, genannt werden.
Produkte, die aus der Jagd, Fischerei oder Kosmetik stammen, sowie Erzeugnisse von Betrieben, die sich gerade erst auf Bio-Landbau umstellen, dürfen das EU-Bio-Logo nicht tragen.
Codenummer auf Bio-Produkten: Was sie bedeutet
Jedes Bio-Produkt trägt eine Codenummer, die Auskunft über die zuständige Öko-Kontrollstelle gibt. Diese Nummer besteht immer aus dem Länderkürzel, dem Begriff „Bio“ oder „Öko“ und einer individuellen Referenznummer der Kontrollstelle (z.B. „DE-ÖKO-000“). So können Verbraucher nachvollziehen, welche Institution die Bio-Standards des Produkts überwacht hat.
Das deutsche Bio-Siegel: Ein vertrautes Zeichen
Schon vor der Einführung des EU-Bio-Logos gab es in Deutschland das sechseckige deutsche Bio-Siegel. Dieses freiwillige Siegel ist bis heute weit verbreitet und erfüllt vergleichbare Standards wie das EU-Bio-Logo. In Deutschland ist das nationale Bio-Siegel bei den Verbrauchern sehr bekannt und wird häufig in Kombination mit dem EU-Siegel verwendet.
Bio-Verbände und strengere Standards
Neben den offiziellen Bio-Siegeln der EU und Deutschlands vergeben auch private Bio-Verbände wie „Bioland“, „Naturland“ oder „Demeter“ eigene Labels. Diese zeichnen sich oft durch strengere Anforderungen aus, die über die Mindeststandards der EU hinausgehen. Diese Produkte müssen jedoch zusätzlich das EU-Bio-Logo tragen, um im Handel als Bio-Lebensmittel verkauft zu werden.
Herkunftsland der Bio-Lebensmittel
Deutschland zählt weltweit zu den größten Märkten für Bio-Lebensmittel, dennoch stammen viele der angebotenen Bio-Produkte, insbesondere Obst und Gemüse, nicht aus heimischer Produktion. Lediglich etwa 14 % der deutschen Landwirte bewirtschaften ihre Höfe nach ökologischen Richtlinien. Verbraucher sollten daher besonders auf die Herkunftsangabe achten, um sicherzustellen, dass die gekauften Bio-Lebensmittel tatsächlich aus der Region stammen.
Vorsicht vor irreführenden Bezeichnungen
Begriffe wie „kontrollierter Anbau“ oder „umweltgerecht“ klingen zwar ökologisch, sind jedoch kein Ersatz für das Bio-Siegel. Nur Produkte, die nach den strengen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung erzeugt wurden, dürfen Bezeichnungen wie „bio“ oder „ökologisch“ tragen. Wer sichergehen möchte, dass ein Produkt wirklich nach den Standards des ökologischen Landbaus produziert wurde, sollte immer nach dem EU-Bio-Logo Ausschau halten.
Fazit: Bio muss nicht kompliziert sein
Dank des EU-Bio-Logos wird es Verbrauchern erleichtert, ökologische Produkte auf einen Blick zu erkennen. Auch wenn es zahlreiche Bio-Siegel gibt, dient das EU-Logo als verbindliches und einheitliches Zeichen für ökologisch produzierte Lebensmittel in der EU. Wer sicherstellen möchte, dass er umweltfreundlich und nachhaltig einkauft, sollte auf dieses Siegel achten – und am besten gleich noch auf die Herkunft der Produkte, um regionale Bio-Lebensmittel zu unterstützen.
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