Steffen Bilger, Vize-Fraktionschef der Union im Bundestag, hat auf die wachsende Bedeutung des Themas Lebensmittelsicherheit hingewiesen und fordert mehr politische Unterstützung, um die heimische Landwirtschaft zu stärken – mit besonderem Augenmerk auf ökologische und nachhaltige Produktionsweisen. Im Gespräch mit dem MDR warnte Bilger, dass Deutschland zunehmend von Importen abhängig werde, während der Anteil an Eigenerzeugung kontinuierlich zurückgehe. „Unsere Landwirtschaft verliert nicht nur an Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch an Perspektiven. Wenn wir jetzt nicht handeln, gefährden wir nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern auch die ökologische Vielfalt in unserem Land“, betonte er.

Probleme durch Regulierungen und Umweltschutzauflagen

Besonders problematisch seien laut Bilger die zahlreichen Regulierungen, die nicht immer praxistauglich gestaltet seien. Diese betreffen auch Bio- und Ökobetriebe, die mit strengen Auflagen und fehlender Planungssicherheit kämpfen. Der Präsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, schilderte ein konkretes Beispiel aus diesem Jahr: „Wir konnten keinen Weizen in Brotweizen-Qualität ernten, weil die Düngemittelbeschränkungen zu gravierenden Ertragseinbußen führten. Das betrifft nicht nur konventionelle Betriebe, sondern auch viele Biolandwirte.“ Dies habe direkte Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von regionalen und ökologisch erzeugten Lebensmitteln und damit auch auf die Verbraucher, die zunehmend Wert auf nachhaltige Produkte legen.

Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit müssen Hand in Hand gehen

Bilger und Feuerborn sind sich einig, dass die Politik die heimische Lebensmittelproduktion stärker fördern müsse, um sowohl die Versorgungssicherheit als auch die ökologischen Ziele zu gewährleisten. „Es geht nicht darum, den Umweltschutz infrage zu stellen, sondern ihn mit praxistauglichen Lösungen zu verbinden. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die es auch kleinen und mittleren Betrieben ermöglichen, nachhaltig zu wirtschaften, ohne finanziell ins Hintertreffen zu geraten“, erklärte Bilger.

Feuerborn ergänzte, dass vor allem die Nachfrage nach Bio-Produkten in den letzten Jahren gestiegen sei. „Wenn wir diese Nachfrage nicht mit heimischer Produktion decken können, treiben wir die Abhängigkeit von Importen voran – häufig aus Ländern mit niedrigeren Umweltstandards.“ Die Stärkung der regionalen Landwirtschaft sei daher nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein ökologisches und soziales Anliegen.

Forderungen an die Politik

Die beiden Experten fordern von der Politik konkrete Maßnahmen, darunter:

  • Förderprogramme für nachhaltige Landwirtschaft: Höhere Subventionen und Anreize für Biobetriebe und umweltfreundliche Produktionsmethoden.
  • Praxistauglichere Regulierungen: Eine Überarbeitung der Düngemittelverordnung und anderer Auflagen, die die Produktivität nicht unverhältnismäßig einschränken.
  • Investitionen in Forschung und Entwicklung: Unterstützung bei der Entwicklung umweltfreundlicher Technologien und Anbaumethoden, die zugleich ertragreich sind.
  • Bewusstseinsbildung bei Verbrauchern: Mehr Kampagnen, um die Bedeutung von regionaler und ökologischer Landwirtschaft hervorzuheben.

Ein Weckruf für die Gesellschaft

Bilger sieht die Stärkung der heimischen Lebensmittelproduktion auch als gesellschaftliche Aufgabe. „Wir müssen uns bewusstmachen, dass Lebensmittelsicherheit nicht selbstverständlich ist. Regional erzeugte Produkte sind nicht nur frischer und nachhaltiger, sondern auch ein wichtiger Baustein unserer Unabhängigkeit.“ Der Vize-Fraktionschef appelliert an Politik, Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen, die regionale Landwirtschaft – und insbesondere den Bio- und Ökosektor – als wichtigen Pfeiler für eine sichere und nachhaltige Zukunft zu betrachten.

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