Die Bundesregierung will ein staatliches Siegel für nachhaltig produzierte Textilien einführen: den Grünen Knopf. Bisher ist kein gesetzlicher Mindeststandard vorgesehen, den Hersteller während der Produktion von Grüner-Knopf-Kleidung einhalten müssen. „Verbraucherzentrale Bundesverband“ hat Verbraucherinnen und Verbraucher zu ihren Erwartungen an das staatliche Textilsiegel gefragt:


Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher (87 Prozent) findet es wichtig, dass sie klar erkennen wofür ein staatliches Textilsiegel steht. Laut einer repräsentativen Umfrage von Hopp Marktforschung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) erwarten 74 Prozent der Befragten, dass die gesamte textile Wertschöpfungskette vom Baumwollfeld bis zum Bügel durch das Siegel abgedeckt wird.

Die ökologische und soziale Dimension bei einem staatlichen Nachhaltigkeitssiegel nimmt für Verbraucher einen ähnlich hohen Stellenwert ein. 81 Prozent finden es wichtig, dass ökologische Standards kontrolliert werden. Weitere 84 Prozent erwarten von einem Siegel, dass Arbeitnehmerinnen existenzsichernde Löhne gezahlt werden.

Klare und ehrliche Kommunikation an Verbraucher wichtig

Entscheidend ist aus Sicht des vzbv, dass Verbrauchern klar wird, was der Grüne Knopf leisten kann und was nicht. „Es muss klar kommuniziert werden, welche Produktionsschritte der Grüne Knopf abdeckt und welche nicht“ sagt Kathrin Krause, Referentin für nachhaltigen Konsum beim vzbv. Zum Start des Siegels sollen nur die Produktionsschritte Konfektion (nähen und schneiden) sowie Nassprozesse (färben) über bestehende Produktsiegel abgedeckt sein. Es braucht deshalb einen klaren Stufen- und Fristenplan, wie sich das Siegel weiter entwickeln wird und wann die gesamte textile Lieferkette abgedeckt sein wird.

Nur ein ambitioniertes Siegel hat einen Mehrwert für Verbraucher

Der vzbv spricht sich für ein ambitioniertes Siegel mit strengen Produktionskriterien aus. „Ein staatliches Textilsiegel muss ein anspruchsvolles Niveau haben, um einen echten Mehrwert für Verbraucher zu bieten. Aktuell gewähren wir dem Grünen Knopf einen Vertrauensvorschuss,“ sagt Kathrin Krause. Noch sind die Nachweispflichten der Unternehmen und das Prüfraster des Siegels nicht bekannt. „Der Grüne Knopf muss sich in der Pilotphase bei Verbrauchern beweisen.“

Wie hoch die Sichtbarkeit des Siegels bei der Einführung sein wird, wird sich zeigen. „Eine niedrige Marktdurchdringung des Grünen Knopfs würde realistisch widerspiegeln, auf welchem Niveau sich die Produktionsbedingungen der auf dem deutschen Markt verfügbaren Textilien befinden. Das wäre ein klarer Auftrag an die deutsche Textilwirtschaft. Sie müsste beweisen, dass sie den Ansprüchen nachhaltiger Produktion genügt,“ so Krause.

Gesetzliche Regelungen zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten nötig

Ein Textilsiegel kann nur ein Instrument von vielen sein, um die Textilbranche in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen. Nach Ansicht des vzbv braucht es zusätzlich klare gesetzliche Regelungen zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigte das staatliche Produktsiegel „Grüner Knopf“ für Juli dieses Jahres an, musste seinen Zeitplan aber verschieben.

Die komplette Umfrage finden Sie hier

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