Mehrere Lebensmittelhersteller, darunter Danone, Iglo und Bofrost, haben damit begonnen, ihre Produkte in Deutschland mit dem sogenannten Nutri-Score zu kennzeichnen. Die fünfstufige, farbliche Nährwertkennzeichnung soll dabei helfen, Lebensmittel im Hinblick auf ihre Nährwerte und ihren Gesundheitswert zu beurteilen.

Die von Wissenschaftlern entwickelte Farbskala fasst verschiedene Nährwerte und Eigenschaften eines Lebensmittels zusammen und weist einen Wert von grün (A=gut) bis rot (E=weniger gut) aus. Was diese Kennzeichnung Verbrauchern bringt, hat die Verbraucherzentrale Hamburg in einem aktuellen Beitrag zusammengefasst.

Nutri-Score: Freiwillige Kennzeichnung der Hersteller

Fettfallen und Zuckerbomben auf den ersten Blick zu erkennen, ist der Wunsch vieler Verbraucher. Seit Ende 2016 müssen zwar die wichtigsten Nährwerte wie Energie, Zucker, Fett und Salz auf verpackten Lebensmitteln aufgeführt werden. Vorgeschrieben ist hierfür die Tabellenform, die Nährwerte sind jeweils auf 100 Gramm bezogen.

Für Verbraucher bleibt es dennoch mühsam, auf den ersten Blick zu erkennen, wie gesund ein Lebensmittel ist. Verbraucherzentralen fordern daher seit langem die Einführung einer Nährwertampel. Auch Forscher haben ein farbliches Kennzeichnungssystem, das den Gehalt an Fett, Zucker oder Salz in Lebensmitteln anhand von Farben herausstellt, bereits befürwortet.

Der Nutri-Score vereinfacht die gesundheitliche Beurteilung von Lebensmitteln, indem er verschiedene Werte anhand eines Punktesystems zusammenfasst. Dabei werden sowohl negative als auch positive Eigenschaften eines Lebensmittels berücksichtigt. Die Nährwerte Energie, gesättigte Fettsäuren, Salz und Zucker, die negative Eigenschaften auf die Gesundheit haben können, stehen auf der Negativ-Seite, während Ballaststoffe, Eiweißgehalt sowie der Anteil an Obst, Gemüse und Nüssen als positive Faktoren in die Bewertung einfließen.

Für unverarbeitete Produkte nicht geeignet

Der Nutri-Score wurde von unabhängigen Ernährungswissenschaftlern entwickelt und ist bereits seit 2017 auf vielen verarbeiteten Lebensmitteln in Frankreich zu finden. Er eignet sich für alle verarbeiteten Lebensmittel, die sowohl Zutatenliste als auch Nährwerttabelle tragen, egal ob Fertigpizza oder Nuss-Nougat-Creme. Nicht geeignet ist er für unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst, Gemüse oder Honig, die keine Nährwerttabelle tragen. Für die Bewertung von Kaugummi, Tee und alkoholischen Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 1,2% Vol. eignet sich derNutri-Score ebenfalls nicht.

Hilfsmittel mit Schwächen

Kritiker des Nutri-Score bemängeln, dass der Wert nicht alle entscheidenden Inhaltsstoffe eines Lebensmittels berücksichtigt. So fließt der Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und ungesättigten Fettsäuren nicht in die Berechnung mit ein. Aus Sicht der Verbraucherzentrale Hamburg bleibt beim Nutri-Score – im Gegensatz zur Nährwertampel – für Verbraucher wenig nachvollziehbar, wie der Wert zustande kommt.

Dennoch sieht der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) klare Vorteile des Nutri-Score: Es sei wichtig, dass Verbraucher auf einen Blick erkennen können, ob es sich um ein ausgewogenes oder weniger ausgewogenes Lebensmittel handelt, sagte Klaus Müller, Vorstand des vzbv, kürzlich zum ‚Tag der gesunden Ernährung‘. Ein Nährwertkennzeichnungssystem müsse wissenschaftlich basiert erarbeitet, in Testmärkten auf seine Wirksamkeit geprüft und in einem Dialogprozess mit verschiedenen Stakeholdern erarbeitet werden. Das Nutri-Score-Modell in Frankreich erfülle diese Kriterien.

Quellen:

  • Verbraucherzentrale Hamburg: „Nährwertampel: Was kann der neue Nutri-Score?“
  • vzbv: „Gesunde Ernährung leicht gemacht“ – Statement von Klaus Müller zum Tag der gesunden Ernährung vom 07.03.2019   

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