Deutschland ist Spitzenreiter – leider in einer nicht erfreulichen Sache. Die Deutschen produzieren europaweit am meisten Verpackungsmüll. Ökotest informiert über die Studie und woran das liegt:

Rund 221 Kilogramm Verpackungsmüll ist in Deutschland im Jahr 2016 pro Einwohner angefallen. Mehr als in jedem anderen Land der EU. Das geht aus aktuellen Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) hervor. „Wir produzieren viel zu viel Verpackungsmüll. Das ist schlecht für die Umwelt und für den Rohstoffverbrauch“, teilte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger mit. Neben endlichem Mineralöl, dass für Kunststoffverpackungen gebraucht wird, geraten weitere seltene und problematische Rohstoffe in den Fokus des Bundesamts.

EU-Bürger verbraucht im Schnitt nur 167 Kilogramm Verpackungsmüll

Pro Kopf verbrauchen Deutsche jährlich mehr als 50 Kilogramm Verpackungsmüll über EU-Schnitt. Der EU-Durchschnittsbürger verursachen statistisch gesehen nur rund 167 Kilogramm im Jahr. Außerdem steigt die gesamte Müllmenge in Deutschland seit 2009 stetig – auf nun 18,16 Millionen Tonnen. Das ist mehr als ein Fünftel der gesamten Müllmenge der EU. Fast die Hälfte der weggeworfenen Verpackungen landen in den Mülltonnen der Endverbraucher. Vor allem immer vielseitigere Verpackungen, teilweise mit Zusatzfunktionen wie Dosierhilfen und aufwändigen Verschlüssen, vergrößern laut UBA die Müllberge. Sie benötigten mehr Material, das sich zudem schwerer trennen und somit recyclen ließe. Weitere Trends, die zu mehr Müll führten: immer kleinere Portionen statt Großpackungen, Versandhandel statt Kauf im Ladengeschäft und Einweg-Verpackungen für das schnelle Essen „to go“.

Umweltbundesamt: Kein Recycling von Seltenen Erden aus Verpackungsmüll

In seinem Bericht „Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland 2016“ widmet sich das UBA in einem Sonderkapitel dem Element Neodym. Es ist etwa in Legierungen von Permanentmagneten enthalten. Diese kleinen Magnete dienen vor allem in hochwertigeren Pappschachteln als Verschluss. Neodym gehört zu den Seltenen Erden. In der Verwertung falle es vor allem als Störstoff in Pappe und Papier ins Gewicht. Eine Wiederverwertung gebe es bisher nicht. Dabei fielen pro Jahr etwa 4,5 Tonnen neodymhaltiger Magnete an; das entspreche 1,5 Tonnen reinen Neodyms. „Das seltene Metall landet somit im Eisenschrott und geht verloren“, schreibt das UBA. Das sei auch deshalb dramatisch, weil beim Neodym-Abbau radioaktives Thorium und Uran freigesetzt werde – mit direkten Folgen für Mensch und Umwelt. Ein effektives Recycling wäre daher doppelt wertvoll.

Holz und Kunststoffe werden laut Umweltbundesamt zu wenig recycelt

Glas, Papier und Pappe sowie Aluminium werden nach Angaben des UBA jeweils zu mehr als 85 Prozent recycelt. Noch besser sieht es bei Stahl aus. Dort liegt die Quote bei über 92 Prozent. Holz wird nur zu 26 Prozent wieder verwertet. Es geht vor allem in die Verbrennung. Dabei sei Holz – wie insgesamt große Teile des Mülls – als Rohstoff eigentlich zu wertvoll, um einfach verbrannt zu werden. Es herrsche vielfach ein zu leichtfertiger Umgang mit Ressourcen. Das zeige sich auch bei Kunststoffen.

Umweltbundesamt: Die Hälfte des Plastikmülls wird bis heute verbrannt

Weit verbreitet ist die Mär, Deutschland recycle den Großteil seines Plastikmülls. Wir trennen, sammeln, verwerten. Das ist richtig. Doch in vielen offiziellen Statistiken taucht nur auf, was in den Wertstoffhöfen angeliefert wird. Es gilt dann pauschal als wiederverwertet. Allerdings gilt nach dieser Lesart auch Müll als wiederverwertet, der zur Stromerzeugung in großen Öfen verbrannt wird. Dies bezeichnet die Recycling-Branche als „thermisch verwertet“. Tatsächlich lag der Anteil des weggeworfenen Kunststoffs, der als recyceltes Plastik „weiterlebt“, 2016 laut Umweltbundesamt zum ersten Mal überhaupt höher als der thermisch verwertete – wenn auch mit 49,72 zu 49,69 Prozent denkbar knapp.

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