Unter dem Begriff Perma-kultur wird ein Konzept verstanden, welches darauf setzt, nachhaltig und naturnah funktionierende Kreisläufe zu schaffen. Eigentlich hat sich dieser Begriff im Bereich der Landwirtschaft entwickelt, im Laufe der Zeit hat es sich zu einem eigenständigen Prinzip des Denkens entwickelt und kommt auch im Zusammenhang mit der Landschaftsplanung, der Energieversorgung und Infrastrukturen im sozialen Bereich vor.

Zu Grunde liegt diesem Prinzip ein Wirtschaften mit Ressourcen, dass sozial nachhaltig, ökonomisch und ökologisch ist.

Die Definition

Ursprünglich wurde das Prinzip der Perma-Kultur von Bill Mollision definiert. Nach ihm ist die Perma-Kultur die bewusste Gestaltung und Aufrechterhaltung von produktiven, landwirtschaftlichen Ökosystemen. Diese Ökosysteme verfügen über die gleiche Stabilität, Diversität und Widerstandsfähigkeit wir die in der Natur vorkommenden Ökosysteme. Der Leitgedanke der Perma-Kultur ist es nicht gegen sondern gemeinsam mit der Natur zu arbeiten. Im Fokus steht eine überlegte und kontinuierliche Überwachung anstatt von gedankenlosem Aktionismus. Die Systeme werden hier ganzheitlich mit allen Funktionsweisen betrachtet, anstatt das Augenmerk nur auf den zu erzielenden Ertrag zu legen. Dadurch können die Ökosysteme ihren evolutionären Charakter zeigen.

Das eigentliche Konzept der Perma-Kultur

Lebensräume, die nach dem Prinzip der Permakultur aufgebaut sind, sind Systeme in denen Pflanzen, Tiere und Menschen so zusammenleben, dass dies für einen unbegrenzten Zeitraum funktionieren kann und dabei die Bedürfnisse aller Beteiligten so gut es geht Erfüllung finden. Um ein solches System möglich zu machen, wird sich auch an Denkprinzipien aus der Tiefenökologie, der Biokybernetik und der Systemtheorie bedient. Im Fokus steht nicht ein einzelner Teil des Systems, sondern die Beziehungen zwischen den einzelnen Komponenten, sodass diese für die Konstruktion von produktiven Systemen optimal genutzt werden können.

Die Planung einer Permakultur verfolgt immer das Ziel, ein System zu schaffen, zu erhalten und dabei schrittweise zu optimieren, sodass es mit der Zeit selbstregulierend arbeitet und hier nur noch kleine Eingriffe nötig sind, damit dies über einen unbegrenzten Zeitraum in einer dynamischen Ausgeglichenheit bleibt. Sowohl die Bedürfnisse nachfolgender Generationen und aktuelle Bedürfnisse werden hier gleichwertig behandelt. Die Perma-Kultur soll immer anpassbar und produktiv bleiben. Zum Vorbild genommen werden hier die Ökosysteme der Natur, welche sich selbst regulieren wie Seen, Ozeane oder Wälder.

Entwicklung und Ursprung der Perma-Kultur

Zwei Australier, David Holmgren und Bill Mollision, entwickelten in den 70er Jahren die ersten Überlegungen zur Etablierung von landwirtschaftlichen Systemen, die langfristig ertragreich sind. Dies war ein Gegenentwurf gegenüber den hauptsächlich praktizierten industriellen Systemen der Landwirtschaft. Die beiden machten sich den Biolandbau, der in Europa zu dieser Zeit schon bekannt war, zu Nutze und definierten diesen für den Kontinent Australien neu. In den gängigen industriellen Systemen der Landwirtschaft wurden hauptsächlich Monokulturen präferiert und sehr viele Pestizide eingesetzt, die Böden und Wasser verschmutzt haben. Dadurch wurde die Biodiversität verringert und Böden, die früher einmal fruchtbar waren, litten an Erosionen. Die Beobachtungen der beiden Australier sind heute in der ganzen Welt zu sehen, weshalb die aktuelle Lage der Agrarindustrie massiv in der Kritik steht.

Holmgren und Mollison gaben ihren Überlegungen den Überbegriff Perma-Kultur. Der Begriff setzt sich zusammen durch die Begriffe der englischen Sprache „permanent agriculture“, was übersetzt ‚dauerhafte Landwirtschaft‘ bedeutet. Zwar wurde dieser Begriff im Englischen schon von Franklin Hiram King, einem amerikanischen Agrarforscher, im Jahr 1911 genutzt, dieser bezog sich allerdings auf die Landwirtschaftsmethoden in Japan, Korea und China. Im Jahr 1978 wurde das Buch Permaculture One von Mollision herausgebracht. Danach erhielt er sogar den Alternativen Nobelpreis, für die Beschreibung und Erforschung des Prinzips der Perma-Kultur in der naturgemäßen Landwirtschaft.

Permakultur wird zu einem holistischen Grundkonzept

Bei ihren ersten Definition bezeichneten die beiden Australier die Perma-Kultur noch als Bewirtschaftung, Entwicklung und Planung von Systemen, die sich selbst entwickeln und aus sich selbst fortpflanzenden und mehrjährigen Pflanzen und Tierarten bestehen. Diese sollten gemäß der herrschenden Bedingungen ihrer Umwelt mit diesen im Einklang leben und allen Nutzerbedürfnissen gerecht werden. Mit fortschreitender Zeit wurde das Konzept stets verfeinert und erweitert, indem sie diese in vielen Praxisforschungen auf die Probe stellten. Dabei merkten sie, dass soziale Aspekt auch stärker mit einbezogen werden mussten, als anfangs angenommen.

Aus dem Konzept, das ursprünglich also nur auf die Landwirtschaft ausgerichtet war, wurde in den 80er Jahren ein Denkansatz, der holistisch-integrativ ist und auch dazu genutzt wird, um Siedlungen mit ökologischen Lebensräumen nach Prinzip der Perma-Kultur zu gestalten. Durch die in den letzten Jahren rasante Entwicklung der Vernetzung der Welt, haben sich diese sozialen Bewegungen sehr schnell ausgebreitet. Die Prinzipien der Perma-Kultur wird heutzutage damit auch in vielen anderen Bereichen angewendet wie der Regional- und Stadtplanung und der Architektur. Auch angewendet wird es bei der Softwareentwicklung und der kooperativen Ökonomie.

Die Ausbildung in dem Bereich

Markenrechtlich sind die Begriffe Permaculture oder Perma-Kultur nicht geschützt. Daher gibt es in der Bundesrepublik auch keine Ausbildung, die mit der Perma-Kultur in Verbindung steht. Dennoch gibt es unter den Befürwortern der Perma-Kultur ein System zur Ausbildung, das sich im Laufe der Zeit etabliert hat. Die Basis der Ausbildung bildet hier ein Kurs, in dem das „Permaculture Design Certificate“ erlangt wird. Dieser Kurs umfasst circa 72 Stunden Unterricht und ist eine Grundlagenvermittlung der Perma-Kultur. Zu Grunde liegt dem Kurs literarisch das Werk Permaculture Designer’s Manual, das von Bill Mollison und David Holmgren geschrieben wurde. Für den Kurs sind keine speziellen Vorkenntnisse nötig, er kann von jedem der möchte, belegt werden.

Basierend auf diesem Lehrgang gibt es in Deutschland beispielsweise die Akademie für Perma-Kultur, bei der eine Ausbildung mit dem Abschluss Diplom-Permakultur-Designer absolviert werden kann. Diese Ausbildung nimmt zwischen zwei oder drei Jahren in Anspruch. In Deutschland ist dieser Abschluss durch den Staat allerdings nicht anerkannt. Dadurch, dass das Konzept immer stärker professionalisiert wird, wird das Berufsbild allerdings immer zukunftsfähiger und stärker gemacht. In Norddeutschland gibt es seit dem Jahr 2019 den Permakultur-Campus in Hamburg. Auch hier kann in einer ein bis zweijährigen Ausbildung das Permakultur-Designer Diplom erreicht werden. Die am häufigsten eingesetzte Methode zum Lernen ist hier das Action Learning, weil viel Wert darauf gelegt wird, dass Handeln und Denken sich während der Ausbildung abwechseln.

Der Ethikaspekt

Bereits von seinem Beginn an hat das Prinzip der Perma-Kultur dazu geführt, dass hierauf bezogen auch ethische Grundsätze abgeleitet wurden. Diese unterliegen einer ständigen Weiterentwicklung und sind die Basis der Haltung im Handeln und Denken im Sinne der Perma-Kultur. Die ethischen Grundgedanken sollen die Richtlinie sein, die in jedem Design der Perma-Kultur aufgegriffen werden soll. Dies gilt für Projekte im Forst-, Garten-, Landschafts-, oder auch dem Baubereich.

Alle sozialen, ökonomischen und ökologischen Komponenten werden auch durch die ethnischen Grundsätze abgedeckt. Die ethnischen Leitsätze umfassen vor allem drei Hauptbegriffe.

– Earthcare – achtsam mit der Erde umgehen – dies meint, dass ein vorausschauender und behutsamer Umgang mit unseren Ressourcen selbstverständlich ist. Die natürlichen Kreisläufe der Regeneration sollen langfristig einbezogen werden
– Peoplecare – achtsam mit Menschen umgehen – dies meinst, dass auch die soziale Thematik eine große Rolle spielt und das Recht der Selbstbestimmung aller Menschen stets geachtet wird. Es muss eine Balance zwischen individuellen Interessen, also der Freiheit, und der Gemeinschaft gefunden werden. Dies benennt das Thema der sozialen Gerechtigkeit. Alle Menschen sollen gleichermaßen Zugang zu den Grundlagen des Lebens haben
– Limits to consumption and growth, redistribution of surpluses – Überschussverteilung und Selbstbegrenzung – dies meint, dass im Bezug auf die eigene Bedürfnisbefriedung eine zukunftsorientierte Selbstbegrenzung erfolgen sollte, sowohl für die Gemeinschaft als auch für den Einzelnen. Erzielte Überschüsse sollen rückverteilt werden, dies gilt auch für die natürlichen Kreisläufe. Dadurch wird der Kreis zwischen Earth Care und People Care geschlossen.

Der Begriff beschreibt also den ganzheitlichen Ansatz einer ökologische Landwirtschaft. Besonders in unserer heutigen Zeit der Erderwärmung sollte die ökologische Landwirtschaft oberste Priorität haben.

Eine interessante Dokumentation von Arte finden Sie hier

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