Seit geraumer Zeit fordern Organisationen für Verbraucherschutz eine Kennzeichnung auf verarbeiteten Lebensmitteln, die es dem Konsumenten einfacher macht zu erkennen, ob dieses viel Salz, Zucker oder Fett enthält. Julia Klöckner, die derzeitige Bundesernährungsministerin sieht dieses Vorhaben kritisch. Sie argumentiert, dass der Konsument durch diese neue Nährwertskale bevormundet werden würde. „Wir werden den Bürger nicht vorschreiben, was sie zu essen haben.“, sagt Klöckner. Welche Vor- und Nachteile die Nutri-Score Skala, die inzwischen viele Unternehmen, darunter Danone und Bofrost verwenden, bietet, hat die Verbraucherzentrale Hamburg in einem aktuellen Beitrag zusammengefasst. 

Nutri-Score: Freiwillige Kennzeichnung der Hersteller

Fettfallen und Zuckerbomben auf den ersten Blick zu erkennen, ist der Wunsch vieler Verbraucher. Seit Ende 2016 müssen zwar die wichtigsten Nährwerte wie Energie, Zucker, Fett und Salz auf verpackten Lebensmitteln aufgeführt werden. Vorgeschrieben ist hierfür die Tabellenform, die Nährwerte sind jeweils auf 100 Gramm bezogen. Für Verbraucher bleibt es dennoch mühsam, auf den ersten Blick zu erkennen, wie gesund ein Lebensmittel ist. Die Verbraucherzentralen fordern daher seit langem die Einführung einer Nährwertampel. Auch Forscher haben ein farbliches Kennzeichnungssystem, das den Gehalt an Fett, Zucker oder Salz in Lebensmitteln anhand von Farben herausstellt, bereits befürwortet. Der Nutri-Score vereinfacht die gesundheitliche Beurteilung von Lebensmitteln, indem er verschiedene Werte anhand eines Punktesystems zusammenfasst. Dabei werden sowohl negative als auch positive Eigenschaften eines Lebensmittels berücksichtigt. Die Nährwerte Energie, gesättigte Fettsäuren, Salz und Zucker, die negative Eigenschaften auf die Gesundheit haben können, stehen auf der Negativ-Seite, während Ballaststoffe, Eiweißgehalt sowie der Anteil an Obst, Gemüse und Nüssen als positive Faktoren in die Bewertung einfließen.

Geeignet für verarbeitete Produkte

Der Nutri-Score wurde von unabhängigen Ernährungswissenschaftlern entwickelt und ist bereits seit 2017 auf vielen verarbeiteten Lebensmitteln in Frankreich zu finden. Er eignet sich für alle verarbeiteten Lebensmittel, die sowohl Zutatenliste als auch Nährwerttabelle tragen, egal ob Fertigpizza oder Nuss-Nougat-Creme. Nicht geeignet ist er für unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst, Gemüse oder Honig, die keine Nährwerttabelle tragen. Für die Bewertung von Kaugummi, Tee und alkoholischen Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 1,2 Volumenprozent eignet sich der Nutri-Score ebenfalls nicht.

Nutri-Score in der Diskussion

Die Verbraucherzentralen fordern eine Kennzeichnung, die Verbrauchern auf einen Blick ermöglicht, den Nährwert von Lebensmitteln einzuschätzen. Sie bewerten den Nutri-Score als guten Ansatz für ein einfaches, farbliches Beurteilungssystem.

Ein Nährwertkennzeichnungssystem müsse wissenschaftlich basiert erarbeitet, in Testmärkten auf seine Wirksamkeit geprüft und in einem Dialogprozess mit verschiedenen Stakeholdern erarbeitet werden, sagte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, zum „Tag der gesunden Ernährung“. Das Nutri-Score-Modell erfülle diese Kriterien.

Kennzeichnungen, die die Nährwerte von Lebensmitteln vereinfacht darstellen, haben auch ihre Schwächen. So wird beim Nutri-Score unter anderem diskutiert, ob er sämtliche relevante Nährwerte berücksichtigt. Kritiker bemängeln, dass für Verbraucher wenig nachvollziehbar ist, wie der Wert zustande kommt.

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hat angekündigt, sich für eine verständliche erweiterte Nährwertkennzeichnung einzusetzen. Sie wird zuvor ein weiteres Modell vom Max-Rubner Institut entwickeln und mit verschiedenen anderen Kennzeichnungssystemen in Verbraucherbefragungen testen lassen. Mehr Infos hier

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