Deutsche Umwelthilfe und foodsharing kritisieren unzureichende Strategie der Bundesregierung, Lebensmittelmüll zu
stoppen und fordern Julia Klöckner zum Verschwendungsfasten auf.

Der Aufruf an die Ernährungsministerin erreichte in zwei Tagen schon 23.000
Unterschriften – Auch Privatpersonen wollen vom 6. März bis 20. April 2019
Verschwendung fasten – Riesiger Handlungsbedarf bei Lebensmittelverschwendung
– 18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich in Deutschland entsorgt, die
Umweltauswirkungen sind gravierend – Verschwendung kann bis 2030 durch die im
Strategiepapier der Bundesregierung benannten Maßnahmen nicht halbiert werden
Berlin, 23.1.2019: Während in Berlin auf der Grünen Woche technische Innovationen und High-
Tech für Ernährung und Landwirtschaft präsentiert werden, bleibt ein globales und gravierendes
Problem weiter ungelöst. Jedes Jahr landet rund ein Drittel der kostbaren Lebensmittel im Müll.
Durch die ressourcenintensive Produktion dieser weggeworfenen Lebensmittel entstehen unnötig
48 Millionen Tonnen CO2. Dabei ließe sich die Hälfte des Essensmülls einfach vermeiden.

UN-Nachhaltigkeitsziele

Auch Deutschland hat sich im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele dazu verpflichtet, die
Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und
foodsharing kritisieren die Strategie der Bundesregierung als unzureichend. Um auf diesen
Missstand aufmerksam zu machen, rufen die DUH und foodsharing aktuell mit einer Petition zum
Verschwendungsfasten auf. Julia Klöckner soll als verantwortliche Ministerin für Ernährung mit
gutem Beispiel vorangehen und ebenso Lebensmittelverschwendung fasten! Die Petition wurde
innerhalb von nur zwei Tagen bereits 23.000 Mal unterschrieben – und das ist nur der Anfang.
Auch alle privaten Personen sind aufgerufen, mitzumachen: Passend zur diesjährigen Fastenzeit
vom 6. März bis 20. April 2019 werden sogenannte Verschwendungsfaster*innen alle Abfälle, die
essbar waren, wöchentlich wiegen oder fotografieren. Dadurch lernen sie ihr Konsumverhalten
besser kennen und können Abfälle gezielt reduzieren. Während dieser 40-tägigen Fastenzeit
erhalten die Teilnehmenden außerdem per E-Mail exklusive Tipps von Prominenten rund um die
Wertschätzung von Lebensmitteln.

„Es braucht verbindliche Vorgaben für Unternehmen und Supermärkte“

Wirksame Maßnahmen von Seiten der Regierung, um die Verschwendung zu stoppen, gäbe es laut
foodsharing und DUH bisher nicht. Erst auf Druck der EU veröffentlichte Ministerin Klöckner ihre
Pläne gegen Lebensmittelverschwendung, die im Frühjahr beschlossen werden sollen. Mit dem
sogenannten „Eckpunktepapier“ hätte Deutschland zum Vorreiterland werden können, es sei
jedoch nicht ambitioniert genug: Einzelhandel, Konzerne und andere Unternehmen sollen
weiterhin ohne verbindliche Ziele oder Sanktionen Nahrungsmittel entsorgen dürfen. Um die
Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren, würden aber konkrete und wirksame Maßnahmen
gebraucht, anstatt durch freiwillige Zielvereinbarungen auf das Wohlwollen von Unternehmen zu
hoffen. Die DUH und foodsharing fordern verbindliche Vorgaben für Unternehmen und einen
Wegwerfstopp für Supermärkte nach französischem und tschechischem Vorbild. Dort wurde der
Einzelhandel verpflichtet, Lebensmittel zu spenden. Hält er sich nicht daran, werden Bußgelder
verhängt. Zusätzlich sollen Lebensmittelspenden durch den Handel ausdrücklich gefördert und
steuerfrei werden. Die DUH erarbeitet u.a. im EU-LIFE Projekt „Clean Air
Farming“ Handlungsansätze für die gesamte Lieferkette, um dem Problem in Deutschland zu
begegnen.

Mehr Transparenz – vom Acker bis zum Teller

Um die Verluste messbar zu machen, müssen sie transparent auf jeder Stufe der
Wertschöpfungskette – vom Acker bis zum Teller – einheitlich und korrekt erfasst werden.
„Lebensmittelverschwendung ist ein riesiges und gleichzeitig ein unnötiges Problem. Ein Drittel der
landwirtschaftlichen Fläche wird gedüngt, gespritzt und bewirtschaftet, um Nahrungsmittel zu
erzeugen, die später in der Tonne landen. Wirksame Maßnahmen gegen die Verschwendung gibt
es bereits, Frankreich und Tschechien machen es vor. Die Bundesregierung muss jetzt nachziehen“,
kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
„Immer mehr Menschen in Deutschland engagieren sich gegen die Verschwendung von
Lebensmitteln. Die Politik aber hinkt der gesellschaftlichen Entwicklung um Jahre hinterher. Zwar
hat Bundesernährungsministerin Julia Klöckner versprochen, die Lebensmittelverschwendung bis
2030 zu halbieren. Doch wie sie das erreichen will, hat sie bisher nicht gesagt. Die Ministerin hat
bisher nur ein dürres Eckpunktepapier vorgelegt. Was es aber dazu braucht, ist eine echte
nationale Strategie und ein gesetzlicher Rahmen! Wir alle können mit dazu beitragen, zum Beispiel
indem wir die Fastenzeit nutzen, um weniger wegzuwerfen“, erklärt foodsharing-Gründer Valentin
Thurn. Mehr Infos hier

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